Grätzl erhöhen Belebung von Leerständen, Alkoholverbotszonen: Mit gezielten Maßnahmen kann das Sicherheitsgefühl gehoben werden.
Kennen Sie die Broken-Windows-Theorie? Sie besagt, dass verwahrloste Straßenzüge mit leerstehenden Geschäften und zerbrochenen Fenstern unweigerlich Kriminalität nach sich ziehen und somit ein Unbehagen erzeugen. Diese Verwahrlosung geschieht im Schneeballeffekt: Wird eine zerbrochene Fensterscheibe nicht schnell repariert, sind im Haus bald alle Scheiben zerbrochen. Was folgt, ist weitere Zerstörung im Grätzl.
GESCHÄFTSSTRASSEN BELEBEN, UM ANGSTRÄUME ZU BESEITIGEN
Die Kriminalstatistik zeigt ganz klar: Wien ist eine sichere Stadt. „Aber Sicherheit ist nicht nur Kriminalität, die mit Zahlen, Fakten und Daten belegt werden kann, sondern auch das subjektive Befinden“, erklärt der ehemalige Wiener Landespolizeikommandant und jetzige Stadtrat Karl Mahrer. „Heruntergekommene Straßenzüge mit leerstehenden Geschäftslokalen, kaputten Fenstern, Graffitis oder verwahrlosten Fassaden bereiten Unbehagen.“ Auch unzureichende Beleuchtung, schwer einsehbare Winkel oder schummrige Sitzmöglichkeiten schaffen AngstRäume, die leicht entschärft werden können.
„Mit intelligenter Beleuchtung und einer Neugestaltung von problematischen Grätzln kann an diesen Orten die Sicherheit – besonders am Abend und in der Nacht – erhöht werden. Ganz wichtig ist auch die Wiederbelebung von Geschäftsstraßen, indem etwa Büros und Arztpraxen ins Erdgeschoss ziehen“ erklärt Mahrer.
SUBJEKTIVES SICHERHEITSEMPFINDEN SCHWANKT VON GRÄTZL ZU GRÄTZL
Nicht nur verwahrloste Grätzl, sondern auch Gruppenbildungen sorgen vor allem bei Frauen für großes Unbehagen. Besonders an Verkehrsknotenpunkten, wie zum Beispiel am Bahnhof Floridsdorf, entlang des Gürtels oder am Keplerplatz, gibt es immer wieder Probleme – hervorgerufen durch exzessiven Alkoholkonsum, Drogenmissbrauch und kriminelle Banden. „An diesen sogenannten Sicherheits-Hotspots müssen individuelle Maßnahmen unter Einbeziehung aller betroffenen Stellen erarbeitet werden. Dazu gehören etwa Sozialarbeiter direkt vor Ort und Alkoholverbotszonen an Verkehrsknotenpunkten“, so Mahrer.
Die effizienteste Erhöhung des subjektiven Sicherheitsgefühls ist allerdings nach wie vor die Präsenz der Exekutive. „Ich möchte den Wienern die Grätzlpolizisten als Ansprechpartner ans Herz legen. Ein guter Kontakt zwischen Polizei und Bürgern ist essenziell für die Sicherheit“, so Mahrer abschließend.